Diese Seite soll sich mit einem Problem beschäftigen, welches ich in meinem Umfeld als recht gravierend ansehe.
Die meisten meiner Freunde/Freundinnen und Bekannten haben mehr oder weniger gerade ihren Abschluss gemacht oder sind dabei, und da tut sich nun ein gewisser Abgrund auf.
Sie sind bereit, all ihr Wissen und ihre Fähigkeiten irgend einer Firma oder Behörde oder sonst einem Verein zur Verfügung zu stellen, wenn sie dafür angemessen entlohnt werden. Sie möchten auch gerne eine Stelle haben, die ihre ganzen Kenntnisse und Fertigkeiten fordert und wollen nicht einmal überdurchschnittlich bezahlt werden.
Bei allem Einsatz kann und soll die Arbeit aber nicht zu ihrem Lebensinhalt werden.
Ihr Lebensinhalt sind Dinge wie ihre vielseitigen Interessen / Hobbies, ihr Freundes- und Bekanntenkreis, so vorhanden ihr(e) 'Lebensabschnittsgefährte/in', also kurz gesagt ihr eigentliches Leben.
Und sie wollen natürlich nur soviel Zeit mit der Arbeit verschwenden, wie nötig ist, gerade reichlich Geld für dieses Leben zu verdienen und haben selbstverständlich keine Lust, dabei den Einzugsbereich ihres Freundes- und Bekanntenkreises oder gar des/der Freundes/Freundin zu verlassen.
Leider bieten sich aber nur folgende Varianten:
- Man ist sowieso arbeitslos, je nach studiertem Fach. Und hat entsprechend kein Geld für das 'Leben'.
- Man ist ehrlich, z. B. bei Bewerbungsgesprächen, und bleibt arbeitslos. Es fehlt wieder das nötige Kleingeld.
- Man bewirbt sich nur in Reichweite des Lebensmittelpunktes, und bleibt deshalb in aller Regel arbeitslos - kein Geld.
- Man macht Gelegenheitsjobs, i.d.R. ist die Arbeit aber uninteressanter und man hat sich vor allem umsonst durch das Diplom/Examen gequält.
- Man tut etwas, um eine 'richtige' Stelle zu bekommen:
- Man nimmt eine weiter entfernt stattfindene Arbeit an. Selbst wenn man ein schnelles Auto hat und, was selten der Fall ist (s.u.), einem der Job prinzipiell genügend Freizeit lässt, ist man hinreichend von spontanen oder kürzeren Aktivitäten des Freundeskreises abgeschnitten, man hat zwar Geld, doch findet das Leben meist ohne einen statt. Wenn man das überhaupt will, so ist doch der Eingeschränkte Personenkreis in einer kleinen Firma oder Firmensektion, der man angehört, nicht in der Lage, den heimatlichen Freundeskreis zu ersetzen. Man versauert auf der Arbeit.
- Man lügt bei der Bewerbung. Das werden wohl die meisten machen. Man sagt, wie gerne man 25 Stunden am Tag für die Firma da sein will, und das, nur wenig übertrieben, passiert dann auch:
Man bekommt keine Stelle, mit der das Geld gerade gut reicht. Es gibt ausschießlich solche Stellen, bei denen sich zwar jede Menge Kohle auf dem Konto anhäufte, wenn die nicht von der Steuer aufgefressen würde, für die man aber dann auch viel mehr arbeiten muss, als nötig.
Dazu kommt: Man muss auch noch jede Menge oft unbezahlter Überstunden machen, wobei dies als normal vorausgesetzt wird und niemand fragt, ob man zu der Zeit der Überstunden schon anderweitig verabredet war.
Neben der Arbeit muss man noch Einkaufen, die Wohnung putzen und sich um Fahrrad, Auto und defekte Hausgeräte... kümmern, selbst wenn man noch am Heimatort wohnt, was selten genug der Fall ist (s.o.), bleibt fast keine Zeit mehr für irgend etwas anderes als den Job, und in der wenigen verbleibenden Freizeit ist man zum Leben zu müde. Wer wird da nicht lebensmüde?
Wer die letzten beiden Wege geht, macht nicht nur sich selbst das Leben kaputt. Er/sie trägt auch zum Erhalt des status quo bei. Nur, wenn die Firmen sagen können:" Es gibt genug Leute, die den 45 + Überstunden hier arbeiten wollen, und die auch von woanders hierher ziehen.", findet fast niemand eine brauchbare, angemessene Stelle. Aber für jeden bescheuerten workaholic müsste eine Firma 2 - 3 normale Leute einstellen, Leute, die momentan arbeitslos sind und damit den Firmen dieses Verfahren möglich machen.
Nun ist es leicht gesagt, den Arbeits- und damit Mittellosen zu raten, keine workaholic-Stellen anzunehmen. Irgend ein Idiot wird sich immer finden, der diesen Ausweg unmöglich macht.
Leider weiß ich momentan auch keinen Rat, aber ich sehe, dass es so nicht weiter gehen kann. Ich vermute, dass auch die oft kritisierten 'langen Studiendauern' etwas damit zu tun haben, dass niemand früher als nötig in diesen Wahnsinn will. Und die 'große Politik', die interessiert sich m.E. für 'den Standort', 'die Umwelt' etc., für die Menschen, das Leben intressiert sich niemand.
Diese Seite soll auch erstmal nur auf das Problem aufmerksam machen.
Wenn es aber Ideeën gibt, so werde ich sie gerne hier und wo immer es sonst geht, einarbeiten, sofern man sie mir zumailt. Kommentare sind auch herzlich willkommen.
Es folgt kein Linkexchange. Die Leute bei Linkexchange verlangen ein genau abgemessenes Banner, die sind ja bescheuert. Damit möglichst viele diese Seite sehen, macht doch einfach einen Link drauf. Danke.
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